Wiggert, Paula L. (2023). Die Covid-19-Pandemie und Geflüchtete in Deutschland. Eine katastrophenethnologische Perspektive. Bachelor thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Die COVID-19-Pandemie stellte die Welt in den Jahren 2020-22 vor massive Herausforderungen. Marginalisierte Personengruppen, wie etwa Geflüchtete in Deutschland, waren von der Pandemie besonders betroffen. Welche Zugänge kann ein kulturwissenschaftliches Fach wie die Ethnologie zu einem derartigen Katastrophenszenario finden? Frau Wiggert, deren Arbeit von Prof. Franz Krause betreut wurde, findet in der ethnologischen Literatur zu Katastrophen und Katstrophenbewältigung Konzepte, die ihr helfen, die komplexe Situation in deutschen Flüchtlingsunterkünften während der Pandemie zu entschlüsseln. Sie zeigt damit einerseits deutlich auf, wie Gefahren so wie das Virus erst durch bestimmte soziale und kulturelle Prozesse zu einer Katastrophe wie der Pandemie werden. Andererseits beschreibt sie die Pandemie, angelehnt an den Begriff von Jacqueline Solway, als „Offenbarungskrise“, die bestehende Missstände enthüllt, und sie identifiziert neben einer Reihe vulnerabilisierender Faktoren für Geflüchtete auch einige Resilienzen. Diese Arbeit gibt einen soliden Überblick über Schlüsselkonzepte ethnologischer Ansätze zu Katastrophen und konzentriert sich besonders auf die Begriffe Vulnerabilität und Resilienz, die beide betonen, dass Katastrophen – inklusive Pandemien – sowie deren Vermeidung, Auswirkungen und Bewältigung immer auch soziale Ursachen haben, die bestimmen, ob und inwiefern ein Virus für bestimmte Personengruppen zu einer Katastrophe wird. Die Arbeit behandelt Auswirkungen der Pandemie auf verschiedenen Lebensbereiche Geflüchteter, von der Erwerbsarbeit über Integrationsmöglichkeiten bis zur psychischen und physischen Gesundheit. Hier zeigt sie sowohl die vielen problematischen Effekte, aber auch die Möglichkeiten auf, die sich für Geflüchtete aus der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen ergaben. Beispielsweise präsentiert sie die „Massenquarantäne“ in Sammelunterkünften als ein (weiteres) Instrument staatlicher Ungleichbehandlung von Geflüchteten. Die Arbeit diskutiert darüber hinaus Reaktionen Geflüchteter auf die Pandemie, besonders im Hinblick auf Einschränkung und Spielräume für deren Handlungsmacht. Schließlich trägt sie eine Reihe von Empfehlungen zusammen, die dabei helfen können, dass die Kombination von Flucht und Pandemie Menschen in Deutschland nicht noch zusätzlich schlechter stellte. Dazu gehört die Erhöhung der Handlungsmacht Geflüchteter, die dann ihre eigenen Kapazitäten – wie beispielsweise medizinische oder logistische Fähigkeiten – besser entfalten können, anstatt in eine Situation gezwungen zu werden, in der eine Pandemie noch katastrophalere Auswirkungen hat als unter anderen Bevölkerungsgruppen.

Item Type: Thesis (Bachelor thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Wiggert, Paula L.UNSPECIFIEDUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-723868
Series Name at the University of Cologne: Kölner ethnologische Beiträge
Volume: 63
Date: 2023
Place of Publication: Köln
ISSN: 1611-4531
Language: German
Faculty: Faculty of Arts and Humanities
Divisions: Faculty of Arts and Humanities > Fächergruppe 4: Außereuropäische Sprachen, Kulturen und Gesellschaften > Institut für Ethnologie
Subjects: Customs, etiquette, folklore
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Deutschland, Flüchtlinge, Covid-19-Pandemie, BachelorarbeitGerman
Germany, Refugees, Covid-19 pandemic, BA thesisEnglish
Date of oral exam: 2023
Referee:
NameAcademic Title
Krause, FranzProf.
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/72386

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