Jannes, Marcus (2024). Stagingmodalitäten bei der Diagnose des primären Mammakarzinoms – Vergleich von Leitlinien und Versorgungsrealität in Deutschland. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

Die Diagnose Brustkrebs stellt mit 69.900 Neuerkrankungen im Jahr 2018 die mit Abstand häufigste Krebserkrankung der Frau dar. Dies entspricht einer relativen Inzidenz von 166,4, was bedeutet, dass jede neunte Frau in ihrem Leben an Brustkrebs erkrankt und verdeutlicht so die große sozioökonomische Bedeutung und vor allem die enorme Menge von Einzelschicksalen, welche durch diese Erkrankung verursacht werden. Umso wichtiger ist ein einheitlich gestaltetes und vor allem evidenzbasiertes Vorgehen bei der Diagnostik und Therapie von Brustkrebserkrankungen. Das Leitlinienprogramm Onkologie der AWMF als Autor der S3 Leitlinie, aber auch die Arbeitsgemeinschaft der gynäkologischen Onkologie bieten hierfür regelmäßige aktualisierte und evidenzbasierte Leitlinien für den deutschsprachigen Raum an. Eine besondere Stellung in den Leitlinienaktualisierungen der letzten Jahre nimmt die Durchführung von Staginguntersuchungen ein, da sich sowohl die Indikationen als auch die empfohlenen Diagnostikverfahren geändert haben. So sollte beachtet werden, dass ein Ganzkörperstaging keinesfalls generell, also bei allen Patient*innen durchgeführt werden soll, sondern nur bei bestimmten Indikationen wie spezifischen Symptomen oder einer risikoreichen Tumordiagnose. Ebenso wird seit der Aktualisierung der Leitlinien im Jahr 2017 empfohlen, die Suche nach Leber- und Lungenmetastasen mittels einer Computertomographie des Thorax und Abdomens durchzuführen, da diese Untersuchung eine signifikant höhere Sensitivität besitzt als die bis dahin oft genutzte Abdomensonographie und Röntgenaufnahme des Thorax. Da sich mit den geschilderten Veränderungen der Stagingempfehlungen grundlegende Aspekte der Diagnostik und Therapie bei einer Brustkrebserkrankung geändert haben, soll in dieser Arbeit untersucht werden, wie diese Neuerungen der Leitlinien bisher durch die verantwortlichen Einrichtungen umgesetzt und durchgeführt werden. Eine Nichtbeachtung der Empfehlungen führt zu einer Überdiagnostik, woraus unnötige Belastungssituationen für die Patient*innen resultieren, ohne dass jedoch das Outcome signifikant verbessert wird. Um die gelebten Stagingprozesse auswerten zu können, wurde ein Fragebogen konzipiert, welcher die Organisationsstruktur, den Stagingzeitpunkt und die genutzten Stagingmodalitäten der Einrichtungen abfragt. Als Adressaten des Fragebogens dienten alle bettenführenden gynäkologischen Abteilungen in Deutschland. Diese wurden durch das deutsche Krankenhausverzeichnis ermittelt und per E-Mail und Fax kontaktiert. Insgesamt meldeten sich 53% der 613 kontaktierten Kliniken zurück, wobei 296 der Antwortbögen in die Auswertung einfließen konnten. Hierbei handelt es sich um 220 Brustzentren, 28 Nicht-Brustzentren und 48 nicht-zertifizierte Abteilungen. In der Auswertung zeigt sich, dass 73% der nicht-zertifizierten Abteilungen ein generelles Staging durchführen, 9 während dies nur 20% der zertifizierten Brustzentren tun. Auch bei den übrigen abgefragten Indikationen für ein Ganzkörperstaging zeigt sich, dass zertifizierte Zentren eine höhere Leitlinienadhärenz aufweisen. 95% der Brustzentren nutzen zum Ganzkörperstaging leitliniengerecht eine Computertomographie und eine Skelettszintigraphie, während dies nur 75% der nicht-zertifizierten Abteilungen auf diese Weise handhaben. 20,8% der nicht- zertifizierten Kliniken nutzen anstelle der Computertomographie eine Abdomensonographie und eine Röntgenübersicht des Thorax. In einer zweiten Befragung wurden 481 Gynäkolog*innen in Niederlassung kontaktiert. Diese wurden befragt, ob sie die Staginguntersuchungen der von ihnen betreuten Patient*innen als einheitlich empfinden und, sofern dies nicht der Fall ist, worin diese Uneinheitlichkeit besteht. Schließlich sollte noch angegeben werden, in welcher Situation die niedergelassenen Gynäkolog*innen selbst ein Ganzkörperstaging veranlassen würden. 23% der 481 befragten Praxen beantworteten den Fragebogen und konnten in die weitere Auswertung einbezogen werden. Hiervon empfinden 51% das Staging als einheitlich und 49% das Staging als uneinheitlich. Die hauptsächlichen Unterschiede werden bei der Indikation, bei welcher eine Staginguntersuchung durchgeführt wird, angegeben. 56% der niedergelassenen Gynäkolog*innen würden ein generelles Ganzkörperstaging durchführen. Die so generierten und ausgewerteten Daten zeigen also, dass ein generelles Ganzkörperstaging trotz fehlender Evidenz immer noch bei sehr vielen Patient*innen durchgeführt wird und Teil der gängigen Praxis ist. Insgesamt zeigen zertifizierte Zentren eine höhere Leitlinienadhärenz beim Treffen der Stagingindikation und bei der Auswahl der durchgeführten Untersuchungsmodalitäten als die nicht-zertifizierten Abteilungen.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Jannes, Marcusmarcus-jannes@gmx.deUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-726145
Date: 2024
Language: German
Faculty: Faculty of Medicine
Divisions: Faculty of Medicine > Frauenheilkunde > Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Subjects: Medical sciences Medicine
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
BrustkrebsGerman
MammakarzinomGerman
StagingGerman
Date of oral exam: 16 February 2024
Referee:
NameAcademic Title
Kirn, VerenaPrivatdozentin
Quaas, AlexanderUniversitätsprofessor
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/72614

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