Naumann, Johannes (2004). Unterschiede zwischen kognitionsbasierten und affektbasierten Einstellungen. PhD thesis, Universität zu Köln.
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Abstract
Herkömmlicherweise werden in der Sozialpsychologie Einstellungen generell als semantisch unspezifische Objektbewertungen verstanden, denen kognitiv die Assoziation einer Repräsentation des Einstellungsobjekts mit einem evaluativen Prädikat entspricht. In Abgrenzung hierzu werden hier "affektbasierte" von "kognitionsbasierten" Einstellungen unterschieden. Für affektbasierte Einstellungen wird ein kognitives Repräsentationsformat angesetzt, bei dem das Einstellungsobjekt mit einem unspezifischen evaluativen Prädikat ("gut" - "schlecht") gekoppelt ist. Gleichzeitig unterliegen affektbasierte Einstellungen in der Regel keiner normativen Begründungspflicht. Prototypische Instanzen sind z.B. Geschmacksurteile in Bezug auf Speisen. Für kognitionsbasierte Einstellungen ist das Einstellungsobjekt dagegen mit semantisch spezifischen Prädikaten wie "sinnvoll", "gerecht", "grausam" oder "gefährlich" gekoppelt. Ein solches Repräsentationsformat wird vor allem für begründungspflichtige Einstellungen angenommen. Prototypisch sind politische Einstellungen: Gegenstände wie die Todesstrafe werden nicht einfach für "schlecht", sondern spezifisch für "grausam" gehalten; Befürworter von Studiengebühren finden Studiengebühren nicht "gut", sondern beispielsweise "sinnvoll". Die empirische Trennschärfe dieser Unterscheidung wurde zunächst mit Hilfe eines Sortierexperiments belegt, in dem 41 Versuchspersonen insgesamt 32 Einstellungsobjekte nach Maßgabe ihrer wahrgenommenen Ähnlichkeit in Gruppen zu sortieren hatten. Die wahrgenommene Ähnlichkeit zwischen je zwei Einstellungsobjekten wurde als Prozentsatz gemeinsamer Sortierungen über alle Versuchspersonen bestimmt und die auf diese Weise ermittelten Ähnlichkeiten einer multidimensionalen Skalierung unterzogen. Die Ergebnisse zeigten erwartungsgemäß, dass für jede der sechs Sortieraufgaben eine Dimension der MDS-Lösung klar zwischen als kognitionsbasiert bzw. affektbasiert angesetzten Einstellungsobjekten differenzierte. In einem zweiten Experiment (N=32) wurden in einem affektiven Priming-Paradigma die gleichen 32 Einstellungsobjekte als Primingreize verwendet. Als Targets dienten 32 Adjektive. Die Aufgabe war eine evaluative Entscheidungsaufgabe. Neben dem Vorliegen einer positiven vs. negativen sowie affektbasierten vs. kognitionsbasierten Einstellung zu jedem Einstellungsobjekt wurde variiert, ob das als Target verwendete Adjektiv positiv vs. negativ war valenziert war, sowie ob Prime (Einstellungsobjekt) und Target (Adjektiv) semantisch sinnvoll relationiert waren (z.B. "Erdbeeren - schmackhaft" oder "Studiengebühren" - "gerecht") oder nicht (z.B. "Erdbeeren" - "sinnvoll" oder "Studiengebühren" - "schmackhaft"). Erwartet wurde für affektbasierte Einstellungen ein Haupteffekt für die Valenz des Einstellungsobjekts im Sinne verlängerter Entscheidungszeiten bei negativ valenzierten Primes. Für kognitionsbasierte Einstellungen wurde erwartet, dass dieser Effekt durch die thematische Relationierung von Prime (Einstellunsgobjekt) und Target (Prädikat) moderiert werden würde: Die Reaktionshemmung bei negativ valenzierten Primes sollte stärker ausfallen, wenn Prime und Target semantisch relationiert sind. Diese Vorhersage ergibt sich aus der Überlegung, dass verlängerte Reaktionszeiten dann zu erwarten sind, wenn qua Aufgabe geforderte und spontan intendierte Reaktion inkongruent sind, also beispielsweise eine Person, die Studiengebühren für ungerecht hält, auf das Prime-Target-Paar "Studiengebühren" - "gerecht" mit "positiv" antworten muss (weil das Adjektiv "gerecht" positiv valenziert ist). Im hier verwendeten Paradigma treten solche Konflikte immer dann auf, wenn der Primingreiz eine negative Valenz hat. Die Vorhersagen konnten bestätigt werden. In der Tat wurde die Reaktionszeitverlängerung bei negativen gegenüber positive Primes bei kognitionsbasierten Einstellungen durch die thematische Relationierung von Prime und Target moderiert, bei affektbasierten Einstellungen viel dieser Interaktionseffekt deutlich und signifikant geringer aus. In einer dritten Untersuchung schließlich wurde gezeigt, dass sich die Konzeption von kognitionsbasierten Einstellungen als semantisch qualifizierten Objektevaluationen auch diagnostisch fruchtbar machen lässt. Anhand des Beispiels von Einstellungen zur Computertechnologie wurde gezeigt, dass Einstellungsskalen, die explizit Überzeugungen in Bezug auf bestimmte Anwendungsbereiche der Computertechnologie (z.B. Lernen und Arbeiten) thematisieren, Verhalten in diesen Domänen deutlich besser vorhersagen als in nicht explizit in den Items der Skalen angesprochenen Domänen.
Item Type: | Thesis (PhD thesis) | ||||||||
Creators: |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:38-20098 | ||||||||
Date: | 2004 | ||||||||
Language: | German | ||||||||
Faculty: | Faculty of Arts and Humanities | ||||||||
Divisions: | Ehemalige Fakultäten, Institute, Seminare > Faculty of Arts and Humanities > Psychologisches Institut | ||||||||
Subjects: | Psychology | ||||||||
Uncontrolled Keywords: |
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Date of oral exam: | 28 June 2005 | ||||||||
Referee: |
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Refereed: | Yes | ||||||||
URI: | http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/2009 |
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